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Chronik


 

Die meisten Gartenbauvereine im Berchtesgadener Land wurden zu Beginn des letzten Jahrhunderts gegründet. In ihrer knapp 120jährigen Geschichte veränderten sich die Schwerpunkte der Vereine mit den Umständen der jeweiligen Zeit. Im Folgenden wird die thematische Fokussierung der Vereine im Laufe der Zeit in drei Phasen unterteilt. Das große, übergeordnete Ziel allerdings blieb und bleibt immer das Gleiche:

GartenbauverHelfenMenschundNatur
 

1.Phase: Obstbau
Die ersten Gartenbauvereine, so wie die damaligen Kreisverbände Berchtesgaden und Laufen gründeten sich um 1905. Sie bildeten sich jeweils aus der Sektion Obstbau der landwirtschaftlichen Bezirksvereine heraus. Gründungszweck der Gartenbauvereine war die Verbreitung von Obstbaukenntinssen und Geräten. Während der Kriegszeiten kam auch der Gemüseanbau als wichtiges Thema der Gartenbauvereine hinzu.
Der Kreisverband Berchtesgadener Land entstand in seiner heutigen Form aus den Kreisverbänden Berchtesgaden und Teilen von Laufen nach der Gebietsreform 1972. Leider sind schriftliche Aufzeichnungen der beiden Kreisverbände in den Jahren des 2. Weltkrieges verloren gegangen. Ab den 1950er Jahren wurde Obstbau für den Eigenbedarf oder Nebenerwerb vom professionellen Spindel-Plantagenanbau abgelöst, wodurch der Gründungszweck der Gartenbauvereine an Wichtigkeit verlor.


2.Phase: Gestaltung/Blumenschmuck
Mit dem Wiederaufbau durch kleinparzellige Neubaugebiete stand die Gestaltung kleiner Privatgärten im Fokus der Vereine. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung verlor der Anbau von Obst und Gemüse im eigenen Garten an Bedeutung, da nun alles im Supermarkt verfügbar war. Dieses Thema wurde durch Blumenschmuck und Dorfverschönerung ersetzt. Ab den 1960er Jahren organisierten die Gartenbauvereine verstärkt Blumenschmuckwettbewerbe und stellen bis heute eine treibende Kraft bei dem bundesweiten Dorfwettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“ dar.

1-4 Blumenschmuck

mit Balkon- und Beetbepflanzung verziertes Haus aus den frühen 80ern (Foto: Markus Putzhammer)

 

3. Phase: Naturschutz/Biodiversität
Ab den 1990er Jahren wurde im Sinne der Nachhaltigkeit Biodiversität und Naturschutz von den Gartenbauvereinen immer stärker aufgenommen. Heute ist es klar, dass ein Gartenbaumitglied keine insektenschädlichen synthetisch hergestellten Pflanzenschutzmittel verwendet. Ein naturnaher Garten mit „wilden Ecken“ und einer durchdachten Gestaltung sowie Sortenwahl steht für einen modernen Garten. Der Kreisverband fördert diese naturnahen Gärten durch die „Naturgarten-Zertifizierung“ (ab Mai 2021). Auch das Thema Umweltbildung durch Kinder-und Jugendarbeit wurde in den letzten drei Jahrzehnten ausgebaut.

1-4Blumenwiese
 

Artenreiche Blühwiese (Foto: Sepp Stein)

Gartenbauvereine heute:

Die Stärke der Gartenbauvereine liegt in ihrer Anpassungsfähigkeit. Seit der Gründung der Vereine passten sich die Vereine immer wieder an die Gegebenheiten der Zeit und Anforderungen der Menschen an. Gleichzeitig wurden die „alten“ Themen Obstbau und Blumenschmuck nie vollkommen aufgegeben. So werden seit Beginn des Kreisverbands jährlich Obstbaumschnittkurse und Blumenschmuckwettbewerbe veranstaltet. Dieses alte Wissen ist in unserer modernen Zeit wieder gefragt.

Ziel der Vereine sollte es sein, in Zukunft die drei Bereiche Gemüse/Obstanbau, Gestaltung/Blumenschmuck und Biodiversität/Naturschutz in ihren Projekten und Aktionen bestmöglich zu verknüpfen.
Ein gutes Beispiel dafür sind Streuobstwiesen. Auf einer der artenreichsten Landnutzungsformen werden hochwertige Lebensmittel wie Saft erzeugt. Zudem stellen sie durch ihre landschaftsästhetische Wirkung einen Kontrast zu der zunehmend monotonen Kulturlandschaft.

1-4 Zeitstrahl

Die drei Phasen in der Geschichte der Gartenbauvereine (Graphik: Sepp Stein)