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Der Maulwurf - nützlicher Schichtarbeiter im Garten

Julia Werner / 12.04.2024




Der Maulwurf - nützlicher Schichtarbeiter im Garten.

 

Woran denken Sie als erstes, wenn sie „Maulwurf“ hören? - Wenn Ihnen jetzt eine mit Erdhügeln übersäte Wiese in den Sinn kommt, sind Sie damit vermutlich nicht allein. Gerade jetzt im Frühjahr zur Paarungszeit, wenn sich männliche Maulwürfe auf die Suche nach Weibchen begeben und neue Gänge graben, tauchen viele der Erdhügel wieder auf. Von diesen hat der Maulwurf auch seinen Namen (Moltewurf = Erdwerfer). Dabei hat der umtriebige Erdbuddler deutlich mehr drauf, als seinen Bauschutt vor seine Haustür - und ordnungsliebenden Gärtnern vor die Füße zu werfen.

 

Klein, aber oho!

Der Maulwurf – ein fleißiger Buddler und Tunnelgräber, der fast sein gesamtes Leben in der Erde verbringt. Für ein Leben im Erdreich ist er auch optimal angepasst: Mit seinen kräftigen Grabschaufel-Händen, kann der nur 17 cm lange und 120 Gramm schwere walzenförmige Erdwühler bis zu 6 kg Erde in der Stunde bewegen – und bis zu 30 m lange Tunnelgänge in der Nacht graben. Dadurch entsteht ein unterirdisches bis zu 6000 m² großes Tunnelsystem aus Kinderstube, Schlaf- und Vorratskammern. Sein Fell hat keinen Strich und so kann er sich ohne viel Widerstand schnell durch die engen Gänge bewegen – auch rückwärts. Mit seinem 3 cm langen Schwanz tastet er dafür blindenstockartig die Gänge ab. An diesem hat er – wie auch an der Schnauze – viele Tasthaare zur Orientierung. Denn viel sehen kann er mit seinen Augen nicht – lediglich Hell und Dunkel unterscheiden. Das ist auch nicht weiterhin schlimm. Denn viel Licht gibt es unter Tage ohnehin nicht. Und dafür riecht, hört und fühlt der Maulwurf umso besser. So kann er auch sehr feine Erderschütterungen und sogar Muskelkontraktionen seiner Beutetiere wahrnehmen. Auch hat der Maulwurf sehr große Lungen und viel Hämoglobin im Blut. Das braucht er auch, um unter der Erde genügend Sauerstoff aufnehmen zu können.

 

Durch seinen hohen Stoffwechsel hat der Maulwurf einen relativ hohen Energiebedarf. So braucht er etwa 70-90% seines Körpergewichts an Nahrung pro Tag – bei einem verhältnismäßig kleinen Magen. Dadurch muss er ständig fressen – und hat keinen strikten Tag-Nacht-Rhythmus wie wir Menschen, sondern mehrere Wach- und Schlafphasen. Alle 3-4 Stunden etwa durchstreift der Schichtarbeiter seine Gänge auf Beutezug. Wenn er nicht gerade auf Patrouille ist, wartet er wie eine Spinne im Netz auf seine Beute – und sobald ein Insekt, eine Larve, ein Regenwurm, Engerlinge oder Maulwurfsgrillen sich in seinen Gang verirren, hört er das und eilt blitzschnell zu seiner Beute. Länger als einen Tag hält der Maulwurf ohne Nahrung nicht durch, daher ist er ständig aktiv und unterwegs, auch im Winter. Er behilft sich hier mit einem Nahrungsvorrat: So frisst er beispielsweise nicht alle der erbeuteten Regenwürmer sofort, einen Teil seiner Beute lähmt er durch einen gezielten Biss – und lagert diese dann lebendig in seiner Vorratskammer. Ein ausreichend großer Regenwurm-Vorrat kann dem Maulwurf so durch mehrere Wochen Nahrungsknappheit helfen. Übrigens: Den Winter als nahrungsarme Zeit überleben junge Maulwürfe auch, in dem sich ihre Organe verkleinern – so schrumpfen etwa deren Gehirne um 10%.

 

Der Maulwurf als Nützling

Ein Maulwurf im Garten ist wegen seiner Erdhügel von vielen nicht gern gesehen – welche grundlegend ein optisches sowie praktisches Problem darstellen, etwa beim Rasenmähen. So wird der Maulwurf als Schädling wahrgenommen, obwohl ein Maulwurf im Garten entgegengesetzt zu der landläufigen Meinung sogar ein Grund zur Freude ist. Denn wo ein Maulwurf ist, ist die Erde gut. So sorgt der unermüdliche Tunnelgräber für eine verbesserte Durchmischung, Durchlüftung und Drainage des Bodens. Das kommt auch den Pflanzen zu Gute die dadurch besser wachsen. Als Fleischfresser interessieren den Maulwurf dabei Pflanzen nicht, nur aus Versehen kann mal eine Wurzel angebuddelt werden. Als Auswurfsmaterial seiner Grabungen befördert der Maulwurf krümelige, unkrautfreie Erde ans Tageslicht, die sich optimal als Anzucht- und Pflanzenerde eignet und die man einfach abtragen kann. Apropos: Die Maulwurfshügel platt zu klopfen hingegen bringt recht wenig. Da diese notwendig zur Belüftung der Gänge sind und der Maulwurf nicht an seinem eigenen ausgeatmeten CO2- Ausdünstungen ersticken möchte, würden schnell neue Hügel entstehen.

 

Als fleißiger Helfer des Gärtners frisst der Maulwurf zudem unablässig viele lästige Schädlinge wie die Engerlinge des Maikäfers, Schnecken und ihre Larven – und wird dadurch selbst zum Schädlingsbekämpfer und Nützling. Auch wird ein Maulwurf höchstens 3-5 Jahre als – und vertreibt in dieser Zeit als Einzelgänger sowohl Artgenossen – als auch gefräßige Wühlmäuse. Zudem hat er mit z.B. Waldkauz, Schleiereule, Mäusebussard und Marder selbst einige Fressfeinde. So sterben bereits viele junge Maulwürfe, die diesen zum Opfer fallen, wenn sie im Alter von 2 Monaten aus dem mütterlichen Bau vertrieben werden – und auf der Suche nach einem eigenen Revier oberirdisch unterwegs sind. Angst vor Massenansammlungen im Garten braucht man also nicht haben.

 

Dabei fördert ein Maulwurf sogar die Artenvielfalt – so nutzen etwa Erdhummeln und andere Wildbienen Hügel und Tunnel als Brutplatz, Amphibien wie die Erdkröte suchen hier Schutz – und „Löcher“ in der Pflanzendecke durch die Erdhügel ermöglichen es konkurrenzschwächeren seltenen Pflanzenarten sich anzusiedeln, welche wiederum weitere Insekten wie z.B. seltene Schmetterlinge anziehen.

Im Gegensatz zu seinem zu Unrecht schlechten Ruf kann man sich durchaus glücklich schätzen, wenn man einen Maulwurf als Zuarbeiter im Garten hat. 

 

Und wenn man doch den Maulwurf loswerden will?

 

All das kann Sie nicht überzeugen und Sie wollen ihren Garten nicht mit dem Maulwurf teilen? Dann dürfen sie nur friedliche Methoden zum Vertreiben anwenden. Denn der Maulwurf ist geschützt – und nach dem Bundesnaturschutzgesetz darf er weder gefangen, gejagt, verletzt oder getötet werden. Es dürfen also weder Giftköder, schädliche Mittel, noch Tot- oder Lebendfallen eingesetzt werden. Auch dürfen seine Gänge und Behausungen nicht beschädigt werden.

 

Um einen Maulwurf „nett“ aus dem Garten hinauszuekeln, kann man ihm mit Lärm, Bodenerschütterungen und intensiven Gerüchen nerven. Denn Maulwürfe reagieren aufgrund ihres ausgeprägten Gehörs, Geruchs- und Tastsinn sehr sensibel auf Lärm, Gerüche oder Erschütterungen.  Sie haben Kinder, Freunde und Bekannte? Prima, veranstalten Sie doch eine Gartenparty mit Sackhüpfen und Wettrennen. Sie haben Hunde? – Regelmäßige Tobespiele sind die Lösung. Der Maulwurf ist nämlich als ausgeprägter Einzelgänger überhaupt nicht gesellig. Mit Ausnahme der Paarungszeit ist er allein – und er mag es nicht, wenn man ihm auf dem Kopf herumtrampelt. Auch eine Metallstange im Boden, gegen die man immer wieder schlägt oder an die man Dosen hängt, findet der Maulwurf gar nicht gut. Allerdings wahrscheinlich auch nicht die menschlichen Nachbarn. Möchte man ihm dann noch weiter belästigen, kann man zerdrückte Knoblauchzehen in die Hügeleingänge stecken – oder etwas Jauche aus Brennnesseln oder Holunderblättern hineingießen. Von Haushaltsmitteln oder ähnlichem sollte man jedoch Abstand halten – denn diese sind entweder schädlich für den Maulwurf oder für die Umwelt. 

 

Dröhnen dem Maulwurf dann die Ohren und hat er genug von der Geruchsbelästigung, sucht er sich eben einen neuen Wirkbereich, in dem er die Erde auflockern und Schädlinge fressen kann. Das hat jedoch dann auch den Nachteil, dass sich unbeliebtere Nachfolger in seinen verlassenen Gängen breitmachen können – wie etwa Wühlmäuse - die im Gegensatz zum Maulwurf Pflanzenfresser sind – und Blumen, Gemüse und Obstbäume zu Leibe rücken können. Apropos: Am Rande sei erwähnt, dass Maulwurfs- und Wühlmaushügel sich ähnlich sehen – und man teils genauer hinsehen muss um diese nicht zu verwechseln.

 

… Woran denken Sie eigentlich nochmal, wenn sie jetzt „Maulwurf“ hören?

 

 

Text: Julia Werner

 

Maulwurf, Garten, Frühling, Frühjahr
Der Maulwurf ist mit seinen Grabschaufeln ein fleißiger und nützlicher Schichtarbeiter unter Tage. Für sein Leben unter der Erde ist er perfekt angepasst. (Foto: Mick E. Talbot/ Creative commons)
Maulwurf, Garten, Frühling, Frühjahr
Foto: Beeki /pixabay
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Die Erdhügel des Maulwurfs eignen sich sehr gut als Pflanzenerde und können einfach abgetragen werden. (Foto: meineresterampe / pixabay)

 


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