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Der Igel - Gartentier des Jahres & Hilfe durch igelfreundliche Gärten

Julia Werner / 25.03.2024

Der Igel ist das Tier des Jahres 2024. - Hilfe für die stacheligen Gartenbewohner durch igelfreundliche Gärten

 

 

Streiften früher die dämmerungs- und nachtaktiven insektenfressenden Winterschläfer durch eine vielfältig strukturierte Landschaft, Wiesen und Wälder, leben heute Igel fast ausschließlich bei uns im Siedlungsraum und sind zu sogenannten Kulturfolgern geworden. So hat es der Igel in unserer ausgeräumten Kulturlandschaft immer schwerer – und so sind unsere Gärten für Igel überlebenswichtige Lebensräume. Mit der Wahl des Igels zum Tier des Jahres 2024 durch die Deutsche Wildtierstiftung soll nun auf die Bedrohung des Igels in seinem Lebensraum aufmerksam gemacht werden.

 

Tagsüber halten sich Igel in wechselnden Nestern aus Laub und Gras unter Sträuchern, Hecken und in Laubhaufen auf. Nachts gehen sie zur Nahrungssuche auf Streifzüge durch ihr bis zu 1 km² großes Revier. Bei Gefahr rollen sich Igel ein, sodass ihre bis zu 8000 Stacheln sie vor ihren natürlichen Feinden wie Uhu und Achs schützen. Ihr hervorragendes Gehör reicht bis in den Ultraschallbereich - und mit ihrem ausgeprägten Geruchsinn finden Igel Nahrung und Artgenossen, dafür sehen sie recht schlecht. Natürlicherweise sind Igel Insektenfresser und ernähren sich bevorzugt - und oft lautstark schmatzend - von Laufkäfern, Hundertfüßlern, Schmetterlingslarven, Asseln und Spinnen.

 

Heute ist der Igel, eine der ältesten Säugetierarten, die es schon seit 15 mio Jahren gibt - eine gefährdete und geschützte Art. Ihm machen Insektensterben zu schaffen, die intensive Landnutzung, das Schrumpfen ihres natürlichen Lebensraumes, der Klimawandel und die Ordnungsliebe von uns Menschen in unseren Gärten. Um ihren Nahrungsbedarf zu decken, weichen sie auf Würmer und Schnecken aus, die jedoch häufig mit Innenparasiten belastet sind. Die wärmeren Winter schwächen Igel zusätzlich, da Igel zu früh aus dem Winterschlaf aufwachen können, was ihnen viel Energie kostet. Heute findet man viele Igel in Parks und Gärten. Daher können wir dem Igel sehr helfen, indem wir unsere Gärten naturnah, insektenfreundlich und damit igelfreundlicher gestalten – und darin weniger aufräumen.

 

Was können wir im Garten für Igel tun? – in der kalten Jahreszeit

 

Ideale Igelgärten sind naturnah gestaltet und reich strukturiert mit Hecken, Obstbäumen, Sträuchern, Steinmauern und Wiesen, in und unter denen die Igel Nahrung, Versteck- und Nistmöglichkeiten finden. Hierzu gehören auch Haufen aus Laub, Reisig oder Totholz. Besonders im Herbst und über den Winter. ist so ein Unterschlupf und geschütztes Winterquartier überlebensnotwendig.

 

In den letzten Herbstwochen vor Wintereinbruch haben die stacheligen Tiere ihre Zeit damit verbracht, sich ein gutes Fettpolster anzufressen, von dem sie während dem Winterschlaf mehrere Monate zehren werden. Bei Bodentemperaturen um null Grad und Außentemperaturen von unter 5°C suchen sie ihre selbstgebauten Winterquartiere in Laub- und Reisighaufen oder unter Hecken auf, die sie vor der Kälte schützen.

So verschlafen die meisten Igel die kalte Jahreszeit von ca. Mitte November bis März /April. Jetzt ist ihr Herzschlag auf 8 Schläge pro Minute reduziert und ihre Atemfrequenz auf 3-4 Züge pro Minute, die Körpertemperatur sinkt auf 5°C ab.

Jetzt ist es wichtig, schlafende Igel nicht zu stören, in dem man zwischen November und März Laubhaufen und Holzstapel liegen lässt und auch keine Laubbläser einsetzt. Damit ist für den Igel schon viel getan. Denn der Aufwachvorgang, bei dem Körpertemperatur, Kreislauf, Atmung und Herzschlag hochgefahren wird, kostet die Igel viel Energie.

 

Was können wir im Garten für Igel tun – in der warmen Jahreszeit

 

Wenn sich im Frühjahr das Igelnest auf über 15°erwärmt, wacht der Igel langsam aus seinem Winterschlaf auf. Er hat jetzt bis zu 40% seines Körpergewichts verloren. Zwischen Mai und August paaren sich die Igel. Nach gut einem Monat Tragzeit kommen die Jungen zur Welt, die dann etwa 6 Wochen lang gesäugt werden. Die Nistplätze sollten in diesen Wochen in Ruhe gelassen werden, damit die Igelmütter bei Störung nicht ihren Nachwuchs verlassen. Verwaiste Igelsäuglinge, die man tagsüber außerhalb des Nestes findet, können alleine nicht überleben.

 

Um Insekten als Hauptnahrungsquelle zu erhalten, sollten keine chemischen Pflanzenschutzmittel oder insektentötende Pestizide im Garten eingesetzt werden und insektenfreundliche Wildblumen angepflanzt werden.

 

Auch beim Mähen gilt es vorsichtig sein. Auf den Einsatz von Mährobotern sollte verzichtet werden oder diese nur tagsüber einsetzen. Leider fallen immer wieder Igel insb. abends oder nachts eingesetzten Mährobotern zum Opfer, werden verstümmelt oder tödlich verwundet. Bevor man mährt sollte man hohes Gras nach Igeln absuchen. Förderlich ist, nur einen Teil des Gartens zu mähen und wilde Ecken stehen zu lassen sowie den Bereich unter Hecken auszulassen. Davon profitieren auch die Insekten.

Auch Wasserstellen wie Gartenteiche oder flache Wasserschüsseln helfen den Gartentieren. Gartenteiche sollten so gestaltet sein, dass Igel und andere Tiere sich im Notfall selbst heraus retten können. Und auch andere potentielle „Tierfallen“ wie Kellerschächte und Gruben, die nicht nur für Igel gefährlich sind, sollte man abdecken. Hungrige Igel wühlen gerne in gelben Säcken und Abfalltüten, oft verfangen sie sich darin und sterben. Daher sollten die Mülltüten unerreichbar oder erst am Morgen auf die Straße gestellt oder an den Zaun gehängt werden.

 

Auch hilft es den Igeln auf ihren nächtlichen Streifzügen, wenn die Gärten und etwaige Zäune passierbar sind -  so sollten Zäune zum Boden etwa 10 cm Abstand lassen, mit ca 10 cm kleine Löcher versehen-  oder großmaschig genug sein.

 

Direkte Hilfe für Igel

 

Da in der nahrungsarmen Jahreszeit von Herbst bis zum Wintereinbruch oder im zeitigen Frühjahr um März und April das Nahrungsangebot sehr knapp ist, kann eine abendliche Zufütterung des stacheligen Gartenbewohners helfen– etwa mit Katzenfeuchtfutter mit hohem Fleischanteil (60%), gegartem ungewürzten Hackfleisch oder gestocktem Rührei. Vorsicht: Hundefutter, Milch, Getreide, Nüsse, Obst, Gemüse oder Essensreste sind für den Igel unverdaulich. Gerade Milch kann zu Durchfall führen und ihn zusätzlich schwächen. Sobald es friert, darf nicht mehr zugefüttert werden, da Nahrungsmangel ein wichtiger Auslöser für den Winterschlaf ist.

 

Fachkundige Hilfe brauchen geschwächte, kranke - oder unterernährte Igel, die z.B. im Herbst das Mindest- Winterschlafgewicht von 500 Gramm nicht mehr erreichen, oder die im Winter bei anhaltendem Bodenfrost und insbesondere tagsüber noch draußen unterwegs sind. Auch kann es in milden Wintern passieren, dass Igel zwischendurch bei wärmeren Temperaturen wach werden. Passiert das öfter, reichen ihre Energiereserven nicht mehr aus. Untergewichtige Tiere erkennt man am sogenannten „Hungerknick, einer Einbuchtung hinter dem Kopf. Kranke Igel sind apathisch und rollen sich bei Berührung nicht zusammen, ihre Augen sind eingefallen und schlitzförmig. Verletzte Igel brauchen medizinische Versorgung von einem igelerfahrenen Tierarzt.

 

Findet man einen unterernährten oder kranken Igel kann man sich an den örtlichen Tierschutzverein, einer Igel-Station oder Igel-Pflegestelle wenden und den Igel versorgen lassen. Fachkundige Tipps und die Nummer einer Beratungshotline findet man außerdem auf der Webseite des Vereins „Pro Igel“ (www.pro-Igel.de).

 

Text: Julia Werner & Sepp Stein.

 

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Der Igel ist Tier des Jahres 2024 (Foto: Alexas_Fotos, pixabay)
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Der Herbst ist für Igel eine wichtige und kritische Zeit, in der sie möglichst viel Nahrung suchen, eine Fettschicht für den Winterschlaf aufbauen und ein Schlafnest anlegen (Foto: Monicore, Pixabay)
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Igel mit Nachwuchs (Foto: Garten-gg, Pixabay)






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